Viele unterschiedliche Erfahrungen fördern die Entwicklung und Reife
Agilität entwickelte sich besonders in einem Umfeld, in dem sich vor allem viele Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler tummeln – denn diese sind es gewohnt, unterschiedliche Perspektiven differenziert wahrzunehmen und für sich zu nutzen. Dafür braucht es viele und vor allem sehr unterschiedliche Erfahrungen – eine wesentliche Voraussetzung für Reife.
Reife zeigt sich darin, dass ich in der Überzeugung lebe, dass die anderen selbstverständlich anders denken, fühlen und handeln als ich selbst. Wer das verinnerlicht hat, geht automatisch wohlwollender mit den Perspektiven und Meinungen anderer Menschen um.
Nur wenige Menschen sind dazu wirklich bereit
Oft bleibt es beim Lippenbekenntnis und unterschiedliche Sichtweisen werden nebeneinander weniger akzeptiert. Aus diesem Grund fällt die Einführung agiler Prinzipien schwer – denn viele Menschen sind noch in einem Schwarz-Weiß-Denken verhaftet und unterteilen in „richtig“ und „falsch“. Dieses widerspricht dem Grundsatz der Agilität. Dieser Grundsatz besteht aus dem Denken, das kein Teil ohne sein Gegenteil gedacht werden kann wie beispielsweise Ordnung nicht ohne Flexibilität oder Disziplin nicht ohne Gelassenheit.
Welche Folgen hat agiles Denken?
Wenn agile Ideen gelebt werden sollen, müssen Menschen bereit sein, eigene Ideen, Vorstellungen und Ziele immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und diese an neue, veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Das bedeutet auch, dass die Komplexität von Situationen akzeptiert werden muss und dass es statt einem „Entweder – oder“ ein „Sowohl – als auch“ geben muss.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Weiterentwicklung nicht das generelle Ziel für alle sein kann und muss. Warum ist das so? Wenn wir uns ein Umfeld vorstellen, in dem alle selbstbestimmt denken und handeln, besteht ein Risiko. Denn Menschen, die sich auf der selbstbestimmten Stufe befinden, bewerten Höherentwicklung irrtümlicherweise auch als Besserentwicklung – dadurch entsteht die Gefahr des Elitedenkens, was kontraproduktiv ist.
Ausschließlich selbstbestimmt ist nicht immer zielführend
In viele Unternehmen ist man daher darauf bedacht, dass es neben agil denkenden Menschen auch Mitarbeiter gibt, die mehr auf die Gemeinschaft ausgerichtet sind. Das verhindert die Entwicklung eines elitären Habitus. Es gilt also der Grundsatz: Die Mischung macht´s.
Menschen mit gemeinschaftsbestimmten Denken sorgen für ein angenehmes Klima und Wertschätzung, die ein Unternehmen im hohen Maße benötigt. Auf der anderen Seite ist die Perspektive der Agilität in ausgesprochen gemeinschaftsorientierten Unternehmen wichtig, um Veränderungen anzustoßen. Damit wird die Auseinandersetzung zu Entwicklung gefördert.
Bei der Einführung agiler Prinzipien gilt, den Menschen den Reifeprozess zuzugestehen, den sie brauchen. Wenn eine Gruppe es noch nicht gewohnt ist, in einen konstruktiven, offenen und direkten Dialog zu gehen, kann dies zu Überforderung und Widerstand führen. Zu früh und zu schnell einen Entwicklungsschritt zu fordern, zu dem die meisten noch nicht bereit sind, ist somit kontraproduktiv. Hier gilt es, den „Geist“ einer neuen Herangehensweise in kleinen Etappen auf die tägliche Arbeit zu übersetzen, bevor der nächste große Schritt in Richtung Agilität gegangen werden kann. Agiles Denken und Handeln ist ein Reifeprozess von Führungskräften und Mitarbeitern.