Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg
Kommunizieren bedeutet weit mehr als einfach zu sagen, was man möchte oder nicht. Immer wieder findet unbewusst verbale „Gewalt“ in der Kommunikation statt, wenn Gefühle und Bedürfnisse verletzt werden. Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein Kommunikationskonzept, dass das Ziel hat, zwischenmenschliche Beziehungen so zu gestalten, dass Wertschätzung, Empathie und Vertrauen entstehen und Kooperation im Zusammenleben ermöglicht wird. Das Konzept dient auch der friedlichen Lösung von Konflikten. Hierbei geht es darum, Inhalte so zu kommunizieren, dass Empathie deutlich wird und der andere sich verstanden fühlt. Dabei werden die eigenen Bedürfnisse thematisch in den Vordergrund gestellt – und nicht das vermeintliche Fehlverhalten anderer. Die gewaltfreie Kommunikation beinhaltet im Wesentlichen die folgenden vier Schritte.
1. Beobachtung beschreiben
Beobachtungen und Bewertungen sind in unserer Kommunikation oftmals nicht klar voneinander getrennt. Bewertungen sind wichtig. Sie helfen uns, Dinge einzuordnen. Allerdings wird es kritisch, wenn wir Bewertung und Beobachtung verwechseln. Dies ist oft die Basis für Konflikte, denn Bewertungen beinhalten unsere Interpretation, Beobachtungen nicht.
Die Aussage „Du hast mich nicht unterstützt.“ ist eine Bewertung und wird als Vorwurf verstanden. In der Regel sprechen wir solche Vorwürfe aus, um damit unsere negativen Empfindungen zu reduzieren. Eine solche Botschaft kann schnell dazu führen, dass sich das Gegenüber angegriffen fühlt und zum Gegenangriff ausholt. Das setzt eine Negativ-Spirale in Gang.
Beobachtungen beinhalten keine Bewertung. Sie beschreiben Gesehenes oder Erlebtes. Gerade in Konflikten ist es sinnvoll, sich auf das zu konzentrieren, was zu beobachten ist: „Ich habe gesehen, dass du die fehlenden Unterlagen nicht mehr bearbeitet hast.“ Oder die eigene Bewertung als solche deutlich zu benennen: „Ich habe das als fehlende Unterstützung bewertet.“
2. Gefühle beschreiben, die durch die Handlung ausgelöst werden
Oftmals verwechseln wir Gefühle mit Pseudo-Gefühlen, d.h. Gefühlen, die eine versteckte Bewertung oder Verallgemeinerung beinhalten, die mit der konkreten Situation eigentlich nichts zu tun hat. Zum Beispiel: „Nie wird mir geholfen, ich werde immer allein gelassen!“
Manche Gefühle entstehen durch gemachte Vorerfahrungen, was dem Erlebten in einer konkreten Situation eine andere Bedeutung gibt. Zum Beispiel kann es sein, dass sich eine Kollegin bei einer kritischen Rückfrage sofort angegriffen fühlt, weil die Situation sie an ihren Vater erinnert, der sie früher immer kritisiert hat. Oder ein Mitarbeitender reagiert genervt auf eine detaillierte Erklärung seiner Führungskraft, weil er dies als fehlende Kompetenzzuschreibung und damit als Abwertung erlebt.
Wenn wir die volle Verantwortung für unsere Gefühle übernehmen, wird uns bewusst, dass auch wenn die negativen Gefühle durch unsere Interaktion ausgelöst wurden, die tiefere Ursache für die Gefühle bei uns selbst liegt. Durch die Beschreibung dieser Gefühle, ermöglichen wir es unserem Gegenüber, uns besser zu verstehen.
3. Bedürfnis beschreiben, das hinter dem Gefühl steht
Negative Gefühle weisen immer auf ein grundliegendes Bedürfnis hin, das gerade nicht erfüllt wird. In der Regel haben wir Menschen ähnliche Bedürfnisse. Wir streben nach Zugehörigkeit und Verbindung und wünschen uns Augenhöhe, Respekt und Rücksichtnahme. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt oder gar verletzt, erleben wir negative Gefühle. In der Regel versuchen wir dann, diese Bedürfnisse durch eine konkrete Strategie zu befriedigen, indem wir uns fragen: „Wie kann ich mir Zugehörigkeit und Respekt verschaffen?“ Auf dieser Ebene kann es leicht zu Konflikten kommen.
Wenn wir jedoch unsere Bedürfnisse klar und offen kommunizieren, ist es leichter für unser Gegenüber, darauf zu reagieren: „Ich brauche …“, „Ich möchte …“, „Ich wünsche mir …“
4. Bitte um eine konkrete Handlung
Eine Bitte zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Autonomie des Gegenübers wahrt und dass eine Ablehnung der Bitte grundsätzlich möglich ist und auch akzeptiert wird bzw. es Raum für Verhandlungen gibt. Bei einer Forderung ist das anders, denn hier werden klare Erwartungen kommuniziert und eine Ablehnung oder Verhandlung nicht akzeptiert.
Grundsätzlich ist es hilfreich, für sich selbst klar zu reflektieren: Habe ich eine Bitte oder eine Forderung? Bin ich bereit, ein „Nein“ zu akzeptieren oder nicht? Entscheidend ist, dass eine Forderung dann auch als solche kommuniziert wird und nicht als Bitte getarnt wird, denn das wirkt für das Gegenüber irritierend: „Ich erwarte in einer solchen Situation mehr Unterstützung.“ oder „Wärst du so lieb und würdest mich in Zukunft in solchen Situationen unterstützen?“
Wenn wir unsere Kommunikationsweise dahingehend bewusst reflektieren, können wir für Klarheit sorgen, ohne unser Gegenüber anzugreifen:
„Ich habe gestern gesehen, dass du die fehlenden Unterlagen nicht mehr bearbeitet hast. Ich habe mich nicht unterstützt gefühlt. Ich wünsche mir da mehr Interesse an unserem gemeinsamen Projekt und bitte dich in Zukunft um deine aktive Beteiligung.“
„Ich habe deine Rückmeldung als wenig wertschätzend erlebt. Das hat mich verletzt. Du kannst mir alles sagen, was dich stört, aber ich wünsche mir, dass du das mit Wohlwollen tust. Ich bitte dich, dass wir uns in der nächsten Situation zusammensetzen und in ruhigem Ton miteinander sprechen.“
Auf diese Weise entsteht in Beziehungen Nähe, Vertrauen und Kooperation. Probieren Sie es aus!
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