Der Sommerurlaub – diese kostbare Zeit, in der wir uns frei, leicht und lebendig fühlen. Doch kaum ist der Alltag zurück, überrollt uns das gewohnte Tempo. E-Mails, Termine, Verpflichtungen – und zack, sind wir zurück im Hamsterrad. Dabei hatten wir uns doch fest vorgenommen, dass es diesmal anders wird.
Warum fällt uns das eigentlich so schwer?
Das Hamsterrad ist kein Zustand – es ist ein neuronales Muster. Ein Neuroplastiker würde sagen: Das „Hamsterrad“ ist kein externer Zustand, sondern ein tief verankertes neuronales Muster. Es entsteht durch Wiederholung – durch jahrelang gelebte Abläufe, Reaktionen und Denkweisen, die sich regelrecht in unser Gehirn eingebrannt haben. Denn: „Was du oft denkst und tust, wird zur Struktur deines Gehirns.“
Vor allem zwei Bereiche spielen dabei eine zentrale Rolle: Zum einen das limbische System – unser emotionales Reaktionszentrum, zuständig für automatische Stressreaktionen. Zum anderen der präfrontale Kortex – das „Planungshauptquartier“, das unsere Entscheidungen, Routinen und Gewohnheiten steuert. Wenn wir also nach dem Urlaub automatisch in alten Trott verfallen, liegt das nicht an mangelnder Disziplin, sondern daran, dass unser Gehirn auf Autopiloten schaltet. Die alten Pfade sind schlicht stärker ausgeprägt.

Wie kommen wir zu neuen Mustern?
Die gute Nachricht ist; neue Muster brauchen Wiederholung – genau wie die alten, weil unser Gehirn plastisch ist und sich verändern kann. Dies gelingt aber nicht durch gute Vorsätze, sondern nur durch konsequent wiederholtes, bewusstes Verhalten. Das bedeutet im Klartext, dass es wenig bringt, „gegen“ das Hamsterrad anzukämpfen, sondern dass wir anfangen müssen, neue Pfade zu bauen – langsam, regelmäßig, konkret.
Hier deshalb 5 Strategien, um neue neuronale Muster aufzubauen und den „Urlaubseffekt“ zu verlängern:
- Sanfte Rückkehr statt Vollgas
Es hilft, einen weichen Einstieg nach dem Urlaub zu planen. Keine Termine am ersten Tag. Zeit zum Sortieren, Einfinden und Priorisieren. So signalisieren wir unserem Gehirn: Der Stressmodus ist nicht mehr Standard.
- Mini-Gewohnheiten statt großer Vorsätze
Statt „Ich will gelassener leben“: lieber „Ich trinke jeden Morgen in Ruhe einen Tee – ohne Handy.“ Oder „Ich mache abends immer einen kleinen Spaziergang.“
Wichtig zu wissen ist, dass sich kleine, konkrete Handlungen schneller ins Gehirn einprägen als abstrakte Ziele.
- Reflektiere regelmäßig – schriftlich
Was hat mir im Urlaub gutgetan? Was kann ich übertragen? Es unterstützt, das aufzuschreiben – denn durch aktives Reflektieren und Formulieren aktivieren wir den präfrontalen Kortex und stärken neue Denkbahnen. Oder die folgende Aufgabe ist hier sehr hilfreich: „Formuliere in einem Satz mit 5 Worten, was du dir nach dem Urlaub wünscht.“
- Schaffe neuronale „Gegenmuster“
Für jede alte Stressreaktion können wir ein neues Muster etablieren. Beispiel: Statt auf eine volle To-do-Liste mit Enge und „Kurzschlusshandlungen“ zu reagieren – bewusst innehalten, tief atmen, priorisieren. Oft machen wir uns mehr Zeitdruck, schnell zu reagieren, als in der Aufgabe oder Anfrage tatsächlich enthalten. Je öfter wir das machen, desto stärker wird dieser neue Pfad.
- Visualisiere deinen Alltag im Urlaubsmodus
Wie würde unser Tag aussehen, wenn wir die Leichtigkeit des Urlaubs bewahren könnten? Visualisierung ist kein esoterischer Trick – sie aktiviert exakt die neuronalen Netzwerke, die wir stärken wollen. Es hilft also, tatsächlich die Augen zu schließen und sich nach dem, was wir vor uns sehen, zu richten.
Entkommen beginnt im Kopf
Das Gefühl von „im Hamsterrad stecken“ ist somit kein Schicksal – es ist ein Muster, das wir (unbewusst) trainiert haben. Und genau deshalb können wir es auch verlernen. Wenn wir die Energie nach dem Urlaub nicht für die nächste Hektik nutzen, sondern für einen bewussten Richtungswechsel, bauen wir neue Routinen, neue Reaktionen und neue Gedanken auf. Schritt für Schritt. Wiederholung für Wiederholung.
Denn unser Gehirn hört nicht auf unsere Absichten – es hört auf unsere Gewohnheiten.
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