Was bedeutet Macht?
Macht bedeutet, die Kompetenz und Verantwortung zu haben, auf das Verhalten anderer Personen Einfluss zu nehmen. Im Klartext heißt das: Wenn Menschen die Macht selbst besitzen, dann wissen sie sie zu schätzen. Wenn ein anderer sie besitzt, erleben sie Macht häufig als unangenehm.
Als sozialwissenschaftlicher Begriff bezeichnet Macht die Fähigkeit einer Person oder Interessengruppe, auf das Verhalten und Denken von einzelnen Personen und Gruppen einzuwirken und dieses zu steuern.
Nach Macht zu streben, ist etwas zutiefst menschliches. Nur wer Macht hat, kann Entscheidungen durchsetzen. Macht ist eine Grundordnung der Welt und ein Gesetz der Natur. Sie spielt in nahezu jedem Lebensbereich und jedem Beziehungsgefüge eine Rolle – sei es im Beruf, im Freundeskreis, in der Familie oder im Sportverein. Die meisten Beziehungen sind gekennzeichnet durch eine Über- bzw. Unterordnung: Lehrer und Schüler, Eltern und Kinder, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Arzt und Patient etc.. Dabei ist Macht ein wichtiger Wert und sie spielt eine wesentliche Rolle, denn sie schafft Struktur und gibt Klarheit darüber, wer in dem entsprechenden Rahmen die erforderliche Kompetenz, das Wissen und die finale Entscheidungsbefugnis hat. Macht gibt Auskunft darüber, wer die Verantwortung trägt. Macht ist somit gleichzusetzen mit einem bestimmten Verantwortungs-, Kompetenz- und Entscheidungsrahmen.
Auch Positionsbezeichnungen und Firmenorganigramme signalisieren Macht. Doch was ist eigentlich damit gemeint? Führungspositionen sind immer Machtpositionen, denn sie beschreiben den Verantwortungsbereich in dem jemand führen kann, den Entscheidungsrahmen und die Kompetenzen der betreffenden Personen. Sie beschreiben, in welchem Bereich ein Mensch Einfluss nehmen kann und wofür er die Verantwortung trägt.
Was macht den Umgang mit Macht anspruchsvoll? Oft wird Macht – sowohl von Führungskräften als auch von Mitarbeitern – missverstanden, weil sie nicht auf den Verantwortungsbereich, sondern auf die Hierarchie zwischen Menschen, auf die Hierarchie auf der Beziehungsebene bezogen wird. Dann ist Macht im Erleben der Menschen unangenehm und führt bei ihnen zu Machtlosigkeit – in dieser Form ist Macht wenig wirksam.
Ein falsches Verständnis von Macht kann zu einem Verlust von Empathie führen
Wenn Macht auf hierarchischer Ebene, d.h. auf der Beziehungsebene gelebt wird, kann sie zu einem Verlust von Empathie führen. Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen mit machtgeleiteten Verhaltensmustern sich tendenziell wenig beziehungsorientiert, empathisch und sozial angemessen verhalten. Eigentlich lernt jeder Mensch in der Kindheit, sich an soziale Normen zu halten und seine Impulse zu unterdrücken.
Manche Führungskräfte, die viele Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis unter sich haben und ein hierarchisches Verständnis von Macht leben, fallen stellenweise in ein impulsgesteuertes Verhalten zurück.
Beziehungen managen und Vertrauen aufbauen
Eine Studie ging der Frage nach, ob Respekt und Macht zwei einander ausschließende Führungsalternativen sind. Diverse Studien belegen, dass gravierende Änderungen in Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden, wenn sie respektvoll und auf Augenhöhe ablaufen. Sie zeigen, dass Vorgesetzte, die ihre Mitarbeiter auf Augenhöhe behandeln und ihnen Mitsprache einräumen, bessere Ergebnisse erzielen und effektiver arbeiten als Führungskräfte, die ein hierarchisches Verständnis von Macht leben. Dennoch haben Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern Respekt und Wertschätzung entgegenbringen, selbstverständlich Macht über sie. Ebenso wie Führungskräfte die ihre Mitarbeiter kritisieren, weil die Worte eines anderen Menschen immer Einfluss auf das persönliche Gefühl nehmen und damit mächtig sind.
Darüber hinaus findet Macht ihren Ausdruck nicht nur in Worten, sondern auch in der Körpersprache. Dabei sind nicht offensichtliche Drohgebärden gemeint, sondern die subtilen Zeichen der wirkungsvollen Mimik, Gestik, Stimmführung und Körperhaltung. Diese Art der Einflussnahme hat einen direkten Zugang zum Unterbewusstsein des Gesprächspartners.
Ein moderner Führungsstil beruht nicht auf Gehorsam und Befehl, Kontrolle und Strafe
Um eine Grundlage für eine respektvolle Führung zu schaffen, sollten Führungskräfte ihre Macht und ihren Einfluss nutzen und Vertrauen aufbauen. Das funktioniert nicht ohne emotionale Intelligenz und Empathie. Gleichzeitig sollten sie ihre Macht und ihren Einfluss auch nutzen, um die Richtung vorzugeben und zu stabilisieren. Denn ohne Macht lässt sich kein Führungsanspruch, keine Entscheidung durchsetzen, keine Kompetenz und Verantwortung leben.
Wie kann man als Führungskraft mit Macht umgehen? Um Menschen auf Augenhöhe zu begegnen ist es entscheidend, Macht und Empathie zu verbinden. Denn erst gepaart mit Empathie wird Macht wirksam. Als Führungskraft von Mitarbeitern ist es wichtig, seine Macht und Empathie zu nutzen, um Menschen zu führen und Einfluss zu nehmen auf deren Entwicklung sowie auf die gewünschten Werte und Spielregeln im Umgang miteinander. Dabei ist es entscheidend, als Führungskraft, das Leben dieser Werte und das Einhalten dieser Regeln auch konsequent einzufordern. Als Führungskraft geht es darum, Leitplanken für Verhalten zu geben, denn nur wenn diese klar definiert sind, können Menschen berechenbar einschätzen und wissen, woran sie sind. Ein Klima, in dem Transparenz und Berechenbarkeit herrscht, gibt Menschen Sicherheit.
Aktiv Feedback einholen erhöht die Wirksamkeit von Macht
Führungskräfte bekommen häufig kaum Feedback von außen. Wichtig ist, dass Führungskräfte sich selbst einer gewissen Kontrolle durch Dritte unterziehen, um sich kritisch zu reflektieren und um zu erfahren, ob sie mit ihrer Macht und ihrer Einflussnahme, mit ihrem Verhalten in ihrem Kompetenz- und Verantwortungsbereich wirksam sind. Sinnvoll sind hier regelmäßige Feedbacks. Eine produktive Macht entsteht, wenn Führungskräfte ihr Verhalten durch ihre Mitarbeiter kritisch gespiegelt bekommen und sich auf dieser Basis weiterentwickeln. Ziel ist, dass Führungskräfte sorgsam mit ihrer Verantwortung umgehen und ihre Macht wirksam nutzen, um ihren Bereich zu gestalten und die beteiligten Menschen und Aufgaben zum Erfolg zu führen.