Veränderung braucht einen Funken
Wenn wir uns die Geschichte anschauen, dann wurde sie oft durch diejenigen stark geprägt, die mutig genug waren, ein Feuer zu entzünden, Grenzen nicht einfach zu akzeptieren und altgediente Standards zu hinterfragen. Und Feuer braucht es, um den Funken für Veränderung zu zünden.
Fortschritt erfordert Mut
Fortschritt und Innovation können nur da entstehen, wo Menschen keine Angst vor dem Unbekannten und Ungewissen haben. Ohne Tatendrang und Experimentierfreude wird das Entdecken von Möglichkeiten unmöglich.
Das bedeutet manchmal, sich unbequem einzumischen, Normen zu hinterfragen und Abweichungen zuzulassen und auszuhalten. Das ist anspruchsvoll, denn auf diesem Weg begegnet man häufig den „Bedenkenträgern“, für die jede Veränderung eine Form von Bedrohung darstellt. Die Folge sind oft Risikoscheue und Selbst-Limitierung sowie ein starres Pochen auf bestehende Standards, Prozesse und Regeln. Bei diesen Menschen sind die Handlungen von bestehenden Mustern und in ihrem Verständnis bewährten, alten Erfolgsrezepten geprägt und scheinen alternativlos.
Weiter wie bisher
Wenn Unternehmen von Menschen angeführt werden, die das Prinzip „Weiter wie bisher“ leben, bewegt sich leider nichts und der Stillstand lähmt die gesamte Organisation. Die Folge ist ein gemeinsames Verharren gepaart mit solidarischem Jammern – scheinbar vereint in Harmonie.
Doch diese Harmonie trügt, denn sie produziert keine Entwicklung und Neuerung. Wenn wir etwas verändern wollen, braucht das zwingend Reibung, denn sonst entsteht kein Feuer, um die Energie für die Veränderung aufzubringen. Veränderung wiederum braucht Energie – und gleichzeitig erzeugt sie Energie.
Denken wir doch nur an ein banales Beispiel, das jeder kennt: Wir sind genervt und unzufrieden, wollen unser Zuhause verändern, endlich nach Jahren das Wohnzimmer renovieren, in dem alles seinen festen Platz hat und geordnet ist. Wir beschließen, das Wohnzimmer umzugestalten mit anderen Farben und Lampen usw. Dabei stoßen wir nicht überall auf Begeisterung, wenn nicht gar auf Abwehr. Es entsteht Widerstand und oft Reibung, weil Begeisterung und Überzeugung entfacht werden müssen.
Doch wenn der Funke erst einmal gezündet ist, bringen die Menschen spontan ungeheure Energie auf und setzen das Vorhaben voller Tatendrang in die Realität um. Die Energie steckt an und plötzlich zeigen manche Menschen eine Leistungsfähigkeit und ein Durchhaltevermögen, das im Alltagstrott manchmal verloren geht.
Dauerharmonie lähmt
Es stimmt, Reibung stört zunächst die Harmonie und die geregelten Abläufe und führt oftmals bei den Menschen auch zu Unsicherheiten. Denn Reibung ist im Sprachgebrauch ein negativ belegtes Wort. Reibung wird meist aktiv vermieden, weil sie schlecht ist und stört. Doch das Gegenteil von Reibung ist lähmende Harmonie und austauschbare Homogenität, weil sich alle einig sind und es gar keinen Bedarf gibt, irgendetwas zu verändern.
Was heißt das konkret?
Wenn wir Veränderung und nachhaltige Entwicklung im Unternehmen wollen, darf Reibung nicht nur geduldet werden, sie muss sogar gefördert und gefordert werden. Das bedeutet, dass es sinnvoll sein kann, Gruppen und Organisationen so umzubauen, dass konstruktive Reibung entstehen kann. Dies ist anspruchsvoll und eine echte Herausforderung, aber gleichzeitig die einzige Chance, Veränderungen nicht nur auf dem Papier, sondern im täglichen Tun zu erzeugen.
Das bedeutet auch, konstruktive, hitzige Diskussionen über die Sache nicht vorzeitig zu beenden, weil es sonst zu „ungemütlich“ werden könnte, sondern die wichtigen Kernaussagen herauszuarbeiten, das Für und Wider hören zu wollen. Denn wo hitzige Diskussionen sind, brennen die Menschen noch, sind involviert und mit Herzblut dabei – das darf auch spürbar sein, selbstverständlich angemessen in der Art und Weise.
Wenn also hitzig diskutiert wird, empfiehlt es sich hinzuhören, sich zu beteiligen, die unterschiedlichen Positionen verstehen zu wollen und den Mehrwert herauszuarbeiten, weil genau in diesem Moment ein Funke entstehen kann, der einen wichtigen Veränderungsprozess entfacht und in Gang setzt.