Je mehr Tempo und Komplexität zunehmen, desto weniger Zusammenhänge verstehen wir in der Tiefe. Die Kompetenz, sich zwischen „Black Boxes“ zurechtzufinden, gewinnt damit an Bedeutung.
Wir können immer weniger verstehen
Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Welt noch übersichtlich(er). Das Wissen der Menschheit und neue Entwicklungen hielten sich in einem Rahmen, den wir gerade noch überblicken konnten. In den 1980ern erklärten Lehrer ihren Schülern noch, wie Computer funktionierten und teilten neueste Erkenntnisse aus der Genetik mit ihnen. Heute ist es für die meisten unvorstellbar, die komplexe Funktionsweise moderner Computer oder DNA-Verschlüsselungen zu verstehen.
Das Tempo und die Komplexität der Entwicklungen in unserer Umwelt nehmen immer weiter zu. Der Anteil dessen, was wir wirklich wissen und verstehen, wird immer kleiner. Wir sind umgeben von Black Boxes, die wir anhand ihres In- und Outputs betrachten und einordnen. Was in ihrem Inneren geschieht, sehen und verstehen wir nicht – und das brauchen wir in der Regel auch nicht, um zurechtzukommen.
Ein Beispiel: Es gibt bereits Familien, in denen „Alexa“ den Haushalt steuert – wie das funktioniert, verstehen wohl die wenigsten Nutzer. Sie freuen sich darüber, dass Alexa sie an Termine erinnert, Stauprognosen und Wettervorhersagen gleich mitliefert und auch noch zu jedem Anlass die passende Musik spielt. Sie nehmen die Black Box im eigenen Haus gerne in Kauf.
Der Anspruch ist schon lange nicht mehr, möglichst viel zu wissen und zu verstehen. Die Kunst besteht darin, souverän durch die immer weiter steigende Unsicherheit und Komplexität zu navigieren und die übergeordneten Zusammenhänge zwischen den Black Boxes zu sehen.
Was das für das Management bedeutet
Für Manager bedeuten das zunehmende Tempo und die wachsende Komplexität, dass sie mit ihrem Fokus noch weiter „raus zoomen“ müssen. Und das bedeutet, immer größere Verantwortungs-Pakete abgeben und auf die Kompetenz und Urteilsfähigkeit der Mitarbeiter vertrauen, die sich in den verschiedenen Teilbereichen im Detail auskennen.
Denn dem Anspruch, als Unternehmer, Manager oder Führungskraft alles verstehen und kontrollieren zu können, was die Mitarbeiter tun, kann (und braucht!) niemand mehr gerecht werden. Umso wichtiger ist es, offene Kommunikation und Vernetzung zu fördern – das sind die notwendigen Voraussetzungen dafür, dass komplexe Systeme bzw. Organisationen funktionieren.