Eine Frage des Umgangs miteinander
Viele Unternehmen sprechen nicht gerne öffentlich über ihre interne Kommunikation. „Schwieriges Thema, wir arbeiten noch daran“, heißt es oft. Immer wieder kommt es vor, dass der Austausch den falschen Ton hat – oder er fehlt komplett. Eine Führungskraft oder Kollegin, die nicht grüßt, nicht einbindet, nicht für transparente Informationen sorgt oder von oben herab agiert.
Eins ist klar: Der offene, wertschätzende Austausch zwischen Menschen ist ein Prozess. Wir tauschen nicht nur Informationen aus, sondern zugleich unsere Beziehung zueinander und wir zeigen in unseren Worten, wie wir selbst ticken.
Ein offener, wertschätzender Austausch ist die Basis für eine gute Unternehmenskultur. Studien belegen immer wieder: Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden wirkt positiv auf das Commitment und die Motivation.
Das Streben nach Anerkennung ist ein Grundinstinkt
Warum ist Menschen Wertschätzung und Anerkennung so wichtig? Als sozialen Wesen ist es für uns von grundlegender Bedeutung, dass wir uns anerkannt und einer Gruppe zugehörig fühlen. Das ist aus früheren Zeiten fest in uns verankert. Denn, wenn dies nicht gegeben war, war das Überleben in Gefahr. Das Streben nach Anerkennung durch andere Menschen ist somit ein fest verwurzelter Instinkt, den wir nicht einfach am Arbeitsplatz aus- und nach Feierabend wieder einschalten können.
Die meisten Menschen benötigen für ihre eigene Motivation und Leistungsfähigkeit das Gefühl, nützlich für das eigene Team und das Unternehmen zu sein. Dabei geht es vor allem um das Gefühl, sich der Gruppe zugehörig zu fühlen, akzeptiert und gebraucht zu werden.
Leistung anerkennen
Das Bedürfnis nach Wertschätzung kann bei Menschen sehr unterschiedlich sein. Manche brauchen wertschätzende Worte von außen nur selten, andere schöpfen daraus jeden Tag ihre Motivation. Grundsätzlich freuen sich die meisten Menschen, wenn ihre Leistung gesehen und anerkannt wird. Dabei braucht es kein langes Gespräch oder viele Worte: „Vielen Dank, dass Sie gestern die Unterlagen noch fertig gemacht haben.“, „Sie haben zu unseren Kunden einen sehr persönlichen Draht aufgebaut.“, „Ihr Konzept und Ihre Ideen gefallen mir sehr gut.“ Wertschätzende Worte können auch per (Sprach-)nachricht verschickt werden. Wichtig ist, dass sie auf den einzelnen und eine konkrete Leistung bezogen sind.
Zeit nehmen und Interesse zeigen
Wertschätzung ist nicht gleich Lob. Wertschätzung ist, wenn Führungskräfte sich für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden, für ihre Ziele und ihr tägliches Tun interessieren. Dazu gehört es auch, Rückmeldung zu geben und nachzufragen, wie sie mit ihrer Arbeit vorankommen. Insbesondere wenn Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten, ist dies essenziell. Diese Form von Kontrolle ist Wertschätzung.
Entscheidend ist, jedem Mitarbeitenden regelmäßig im 4-Augen-Gespräch ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken und sich Zeit zu nehmen, ihre Gedanken, Vorschläge und Ideen anzuhören – das schafft Vertrauen. Wertschätzung äußert sich auch darin, dass Menschen in Prozesse und Entscheidungen einbezogen werden bzw. rechtzeitig und ausreichend über getroffene Entscheidungen informiert werden. Das Setzen von Zielen schafft eine gemeinsame Ausrichtung.
Beim Führen auf Distanz geht es neben Sachthemen und effizienten Abläufen zusätzlich um das, was Mitarbeitende emotional benötigen, um arbeitsfähig zu bleiben. Je länger jemand auf sich allein gestellt ist, desto mehr wächst das emotionale Bedürfnis nach Orientierung, Zugehörigkeit und Sicherheit. Manche Menschen brauchen mehr Austausch als andere. Es braucht Antennen und Fingerspitzengefühl seitens der Führungskraft: Wie fühlen sich die einzelnen Mitarbeitenden? Wer ist gestresst, weil die Kinder durch das Homeoffice rennen? Wer vermisst Austausch und Wertschätzung? Wer verzettelt sich durch fehlende Struktur im Homeoffice? Wer verliert die Lust oder die Motivation? Wichtig ist hier: auf kleine Anzeichen achten. Auch das ist Wertschätzung.
Wertschätzung muss echt sein
Die innere Haltung des Wertschätzungsgebers ist von großer Bedeutung, da der Mitarbeitende spüren kann, welche Absicht damit verbunden ist. Geht es nur darum, den Mitarbeitenden „bei Laune“ zu halten oder kommt die Wertschätzung wirklich von Herzen?
Wertschätzung fühlt sich dann authentisch an, wenn sie im Unternehmen Kultur ist. Sie ist nur verankert, wenn Führungskräfte wie auch Mitarbeitende Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Denn auch Wertschätzung unter Kollegen ist eine wichtige Quelle für Motivation und Leistungsbereitschaft. Denn daraus erwächst Kohäsion, ein innerer Zusammenhalt, der Teams und Unternehmen stark macht.
Die positive Wirkung von gelebter Wertschätzung zeigt sich in der Zufriedenheit, Motivation und der Gesundheit der Mitarbeitenden – wichtige Pfeiler der Leistungsfähigkeit und Grundlage für die Wertschöpfung eines Unternehmens.