Was braucht es für eine Kultur der Sicherheit?
Eine Unternehmenskultur, in der sich alle Mitarbeitenden anpassen und nur die Anweisungen der Geschäftsleitung ausführen, passt nicht mehr in unsere Zeit. Es gibt viele Beispiele, die zeigen, wozu das führt. Firmen, die wichtige Innovationen verschlafen haben, weil ein dominanter Geschäftsführer jeden Widerspruch im Keim erstickte und damit nur noch eine Perspektive als richtig gelten ließ.
Wichtig ist, dass Menschen sich trauen, Neues auszuprobieren, das sinnvoll erscheint, sie dies aber auch so schnell wie möglich einstellen, wenn dieses Neue nicht das gewünschte Ergebnis mit sich bringt. Dazu ist vor allem eines entscheidend: Menschen müssen sich trauen, zu sagen, was sie denken. Auch, wenn das, was sie denken, potenziell unangenehm oder gänzlich anders als das Bisherige ist. Dazu braucht es das subjektive Gefühl von Sicherheit.
In einer Kultur der Sicherheit trauen sich Menschen, ihre Bedenken zu äußern, ihre Ideen und andersartige Perspektiven einzubringen. Sie wissen, dass sie darauf vertrauen können, dass Offenheit nicht bestraft und zu ihrem Nachteil ausgelegt wird. Sie wissen, dass Klarheit erwünscht ist und dass auch das Zugeben von Unsicherheiten und Fehlern kein Risiko darstellt. Psychologische Sicherheit löst die Bremsen, die Menschen sonst oft davon abhalten, ihr Bestes zu tun. Sie konzertieren sich nicht darauf, ob sie möglicherweise dumm wirken könnten oder vorgeführt werden, sondern fokussieren sich auf das Erreichen gemeinsamer Ziele. Menschen können sich am besten in einer Atmosphäre entwickeln, die frei von Angst ist. Und so kann ein Unternehmen Innovationen entwickeln und Wert schaffen.
Was Menschen Mut macht: Aufrichtigkeit und Wertschätzung
Die Basis für eine Kultur der Sicherheit besteht darin, dass Klarheit über den Sinn und Zweck der Zusammenarbeit besteht und dass die aktuellen Ziele klar definiert sind. Ohne diese Klarheit, ist keine eindeutige Ausrichtung und damit auch zielführender Dialog möglich. Bei inhaltlichen Diskussionen geht es immer um die Sache und nicht ums Gewinnen.
Um Sicherheit zu spüren, braucht es zwei wesentliche Verhaltensweisen: Aufrichtigkeit und Wertschätzung. Mit Aufrichtigkeit ist gemeint, dass Menschen ihre positiven und kritischen Gedanken offen einbringen. Wertschätzung bedeutet, dass ein gegenseitiger Respekt besteht – Respekt vor dem Menschen und vor seiner jeweiligen Perspektive. Diese Wertschätzung beinhaltet auch eine Haltung von Neugier und ehrlichem Interesse an der Sichtweise des anderen und die Grundannahme, dass jemand anders es besser wissen könnte. Wenn eine Führungskraft in einem Meeting nicht nur nach Bestätigung für die eigene Sichtweise oder Herangehensweise sucht, sondern explizit nach andersartigen Perspektiven fragt, entsteht Raum für einen offenen Dialog, der Mut macht, sich zu zeigen.
Kulturveränderung entsteht nur durch Verhaltensänderung bei den Beteiligten. Nicht durch irgendeine wohlklingende Formulierung zur Unternehmenskultur im goldenen Bilderrahmen. Nur konkretes Verhalten schafft Sicherheit. Entscheidend ist, dass wir Exempel statuieren. Wenn ein Kollege etwas Neues ausprobiert hat, was sich als nicht zielführend herausgestellt hat, gibt es Sicherheit, wenn niemand dafür abstraft, sondern sagt: „Gut, dass du es ausprobiert hast. Das hat uns schlauer gemacht. Lass uns zusammen überlegen, wie wir jetzt weiter vorgehen.“
Wenn auch Führungskräfte sich trauen, Unsicherheiten offen anzusprechen – wie z.B. „Ich weiß es nicht.“, „Ich brauche Hilfe.“, „Ich habe einen Fehler gemacht.“ – verändert sich etwas in der Organisation. Menschen erleben, dass es in diesem Unternehmen in Ordnung ist, mal unsicher zu sein. Wenn Führungskräften Fehler passieren und diese nicht kaschiert, sondern offen benannt werden, erleben die Menschen ein Vorgehen, was sie selbst einlädt, mutig ihre eigenen Fehler zu kommunizieren. Dabei ist jeder im Unternehmen nicht nur Beobachter, sondern selbst Akteur: Es macht anderen Mut, wenn sie von uns auch mal Zweifel hören und Unsicherheit spüren dürfen.
Veränderungen und Innovationen brauchen Mut. Mut ist somit die Quelle von Erfolg. Als Kollegen, Führungskräfte und Mitmenschen schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass Menschen in unserer Organisation und in unserem Umfeld mutig agieren: Wenn wir Mut säen, werden wir eine andere Welt ernten.
Wir wünschen Ihnen einen mutigen Jahresstart und freuen uns, wenn Sie unseren Blog teilen!